Du hast gerade mit dem Fotografieren begonnen und suchst nach Ideen, den besten Ort für dein neues Hobby zu finden. Vielleicht bist du aber auch schon länger am Fotografieren und suchst nach neuem Input. In diesem Post erhälst du wertvolle Tipps rund um die Auswahl deines nächsten Fotospots. Wir nennen ihn Fotografie für Anfänger, aber auch jeder erfahrene Fotograf kann sich hier vielleicht die ein oder andere neue Inspiration holen. Wir zeigen euch, wie wir uns auf einen Ausflug zum Fotografieren vorbereiten und was wir von Vornherein auschecken. Wir freuen uns, wenn wir euch helfen können und ihr beim nächsten Fotoausflug strukturiert und locker loslaufen könnt, weil ihr wisst, dass ihr gut vorbereitet seid.
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Die Wetterfrage
Die erste Frage die ihr euch stellen solltet. Wie wird das Wetter an dem von dir ausgesuchten Tag? Ihr wisst, es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Ein Bild im Nebel kann mystischer und aufregender sein als ein Bild zur goldenen Stunde. Auch strahlender Sonnenschein mit harten Schatten ist für uns mittlerweile kein NO-GO mehr.
Es kommt halt immer auf die Perspektive an. Wenn wir uns allerdings ein bestimmtes Motiv raussuchen, was wir genauso fotografieren wollen wie wir es in einem Fotoarchiv von anderen Künstlern sehen, sollte der Zeitpunkt richtig gewählt sein. Wenn du das Völkerschlachtdenkmal zum Sonnenuntergang mit pinkem Himmel fotografieren willst, darf halt kein Nebel oder strömender Regen sein.
Nach wie vor sind unsere Lieblingstage die, an denen der Himmel mäßig bewölkt ist und uns einen farbenfrohen Sonnenunter- bzw. -aufgang beschert.
Severinsbrücke in Köln zum Sonnenaufgang Farbenfroher Sonnenuntergang am Bodden
Die Qual der Wahl – das Fortbewegungsmittel
Zweite Frage – Wie will ich heute unterwegs sein? Dabei gilt das Henne-Ei-Prinzip. Entweder wählt ihr erst den Standort aus und entscheidet dann, welches Fortbewegungsmittel ihr nutzt. Oder ihr wählt erst euer Fortbewegungsmittel und entscheidet dann, wo ihr hinwollt. Bei uns ist es ganz unterschiedlich. Manchmal sagen wir, wir haben Bock auf Fahrrad fahren und suchen danach einen guten Ort in der Nähe aus. Und manchmal suchen wir einen guten Spot für eine Wanderung oder ein Fotomotiv aus und entscheiden dann, wie wir dahin kommen. Jetzt im Winter läuft es größtenteils auf das Auto hinaus. So können wir auch mal eben weiter weg fahren und neue Gegenden erkunden im Umland.
Beim Fahrradfahren siehst du mehr Mit dem Auto unterwegs
Es ist alles eine Frage der Zeit
Dritte Frage – Wieviel Zeit kannst du heute aufbringen? Abhängig davon wird bei uns ebenfalls entschieden, wo es hingeht. Wenn das klar ist, entscheiden wir in welchem Umkreis wir einen Ort auswählen.
Morgenmensch oder Nachteule
Einen ganz großen Unterschied in der Planung gibt es beim Thema Sonnenauf- oder -untergang. Der Sonnenaufgang erfordert mehr Vorausplanung als der Sonnenuntergang. Beim Sonnenaufgang muss dir spätestens am Vorabend bewusst sein wo du hin willst, wie du dahin willst und welches Wetter sein wird. Nur so kannst du am folgenden Morgen frühzeitig aufstehen und direkt starten. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, schaue dir den Platz und den Weg dahin vorher schon bei Tageslicht an. So gibt es früh morgens im Halbschlaf nur wenig böse Überraschungen. Stell dir vor, du quälst dich morgens halb 4 aus dem Bett, wanderst eine Stunde durch den kalten, dunklen Wald und stellst dann fest, dass der Wanderweg gesperrt ist.
Vergiss nicht, dir am Vorabend Kleidung bereitzulegen. Nichts ist nerviger und zeitraubender als früh erstmal überlegen zu müssen, was du anziehen wirst. Das gilt übrigens nicht nur fürs Fotografieren. Auch wenn du diesen Tipp im Alltag anwendest, sparst du dir eine Menge Überlegungszeit und kannst dich auf wichtigere Dinge des Morgens konzentrieren.
Wenn du Richtung Sonnenuntergang starten möchtest, hast du tagsüber Zeit zum planen und kannst entspannter an die Sache rangehen. Übrigens mein Favorit :-D. Allerdings sind beim Sonnenuntergang oft auch mehr Menschen unterwegs und je nach Motiv kann es dadurch unruhiger werden. Am Strand sind viele Fußspuren im Sand, es liegt mehr Müll rum, es ist oft lauter oder die besten Plätze sind sogar schon belegt. Je nachdem wie beliebt der von dir gewählte Spot ist, ist auch das eine Überlegung wert.
Bei beiden Varianten gibt es Unterschiede je nach Jahreszeit. Während du im Sommer oft viel Zeit hast, da die goldene Stunde hier ewig dauert, musst du im Winter wesentlich schneller sein. Hier hast du teilweise nur einen Minutenslot, um die beste Farbe aus dem Himmel auf dein Bild zu holen.
Der perfekte Ort
Es gibt verschiedene Quellen mit denen wir den perfekten Ort zum Fotografieren suchen. Anfangs als wir neu beziehungsweise wieder in Leipzig waren, haben wir tatsächlich erst einmal auf Google Maps digital die Gegend erkundet. Dort siehst du direkt wo ein See, ein Wald oder Berge liegen. Auch Schlösser und Flüsse sind immer wieder interessante Ausflugsziele und so bekommst du schnell einen ersten guten Überblick über deine Umgebung. Gerade im Süden von Leipzig liegen viele ehemalige Tagebaugebiete und somit sind dort auch einige Seen, das sogenannte Leipziger Neuseenland, zu finden. Der große Vorteil von Google Maps. Du kannst hier mit dem Routenplaner direkt deine Route zum Ausflugsziel planen und mit Streetview hast du gleich einen guten Überblick über möglich Motive.
Möchtest du sehen, ob dein gewählter Ausflugsort schöne Motive bereithält, kannst du eine weitere Plattform nutzen. Sie nennt sich 500px und ist eine riesige Fotografie-Datenbank mit Bildern aus aller Welt. Hier kannst du nun deinen gewünschten Ort angeben und sehen, welche Bilder von anderen Fotografen hierzu hochgeladen wurden. Möchtest du zum Beispiel wissen, welche Motive am Cospudener See im Süden von Leipzig spannend sind, gehst du wie folgt vor:
- Gehe auf Google Maps und plane deine Route. Passt die Entfernung für dich, gehts weiter auf…
- 500px. Hier gibst du unter Discover dein Ziel – Cospudener See – ein.
- Du bekommst für deinen gewählten Ort alle Bilder die auf 500px von Fotografen hochgeladen wurden als Ergebnis. Jetzt kannst du entscheiden, ob sich ein Ausflug lohnt. Beim Cossi ist das recht eindeutig. Der Besuch lohnt sich immer.
- Tipp: Wenn du ein Bild aussuchst und in den Infos rechts vom Bild schaust, wo es genau aufgenommen wurde, prüf das Ergebnis immer nochmal woanders nach. Manchmal sind die Ortsangaben nicht korrekt und das Bild ist an einem gänzlich anderen Ort entstanden. Hier lohnt sich eine Suche nach dem gleichen Motiv bei anderen Bildern bzw. die Google Bildersuche oder flickr zur Überprüfung.
Solltest du auf 500px nicht fündig werden, kannst du eine weitere Seite namens flickr.com nutzen. Auch hier gibst du einfach deinen Suchbegriff oben in der Leiste ein und erhälst somit Ergebnisse. Die Bilder auf 500px sind meist fotografisch anspruchsvoller, dafür findest du auf flickr eine größere Auswahl an Bildern. Zuletzt kann dir auch die Google Bildersuche gute Ergebnisse liefern.
Der richtige Sonnenstand
Natürlich sollte nicht nur das Motiv sondern auch das Wetter und der Sonnenstand für dein perfektes Bild stimmen. Gute Nachrichten, du musst keinen inneren Kompass in dir tragen. Es genügt, wenn du die ebenfalls kostenfreie Seite The Photographer’s Ephemeris nutzt. Diese gibt es sowohl als App für dein Telefon als auch als Web-App auf dem Desktop.
- Standort deines Wunschmotivs eintragen
- Schauen, wo die Sonne zum gewünschten Zeitpunkt stehen wird und prüfen, ob die Wetterbedingungen passen werden
Ihr merkt schon, die Schritte sind nicht alle nacheinander auszuführen, sondern untereinander austauschbar. Sobald ihr merkt, dass euer gewähltes Motiv für ein Sonnenuntergangs-Shooting ungeeignet ist, weil die Sonne in einer völlig anderen Richtung untergeht, solltet ihr nach einem neuen Motiv suchen. Zum Beispiel könnt ihr vom Westufer an das Ostufer des Cospudener Sees wechseln und hier ein neues geeignetes Motiv suchen. Oder ihr wechselt eure Perspektive. Wolltet ihr anfangs den See mit Sonnenuntergang im Hintergrund festhalten, könnt ihr euch auch für ein völlig anderes Motiv entscheiden, was bei der Ausgangssituation vielleicht besser geeignet ist. Das ist das Schöne an der Fotografie. Dir sind keine Grenzen gesetzt. Du kannst kreativ sein und dir aller paar Sekunden etwas Neues ausdenken. Nix ist perfekter als ein unperfekter Plan, der Raum für Neues lässt.
Das richtige Equipment
Abhängig von deinem gewählten Ort, ist es sinnvoll, dir vorab zu überlegen, welches Equipment du brauchen wirst. Solltest du vorhaben, in einer Kirche fotografieren zu gehen, ist es nicht sinnvoll ein Teleobjektiv mitzunehmen. Willst du bei Sonnenuntergang fotografieren, solltest du einen Fernauslöser und ein Stativ dabeihaben. Willst du den ganzen Tag wandern gehen und dabei fotografieren, nimm nicht zu schwere Ausrüstung mit, die dir nach einer Stunde auf dem Rücken drückt.
Durch diese Überlegungen kannst du dir oft Gewicht und Nerven sparen. Du musst nicht immer ALLES dabei haben, um schöne Bilder zu produzieren. Mit einem Blick in unsere Kameratasche, kannst du dir Anregungen holen und weißt, was wir benutzen und sinnvoll finden. In unserem Beitrag zum Thema Stativ kannst du außerdem noch nachlesen, warum du auch dieses immer dabei haben solltest.
Special Tipp zur Milchstraßenfotografie
Wir kennen keinen Menschen, der vom Zauber der Milchstraße völlig unbeeindruckt wäre. Wer eine Aufnahme von ihr sieht, staunt und kommt ins Schwärmen. Der weiße Streifen am Himmel ist einfach magisch. Eine Anhäufung von Sternen, die den Nachthimmel zum Strahlen bringt. So nah und doch so fern. Wir sehen also nicht wirklich einen Streifen sondern eine kleinen Ausschnitt der Scheibe unserer Galaxie. Beeindruckend, oder?
Es ist umso natürlicher, dass wir dieses Phänomen festhalten möchten. Und das ist gar nicht so schwer wie es auf den ersten Blick wirken mag. Was du brauchst ist eine Spiegelreflex- oder Systemkamera und ein möglichst Lichtstarkes Objektiv und schon kann es losgehen. Du brauchst in erster Linie eine dunkle Umgebung. Wenn du in einer Stadt wohnst, ist es also sinnvoll dich in einige Entfernung derselben zu begeben, damit die Lichter nicht mehr stören. Auch der Mond beeinflusst dein Ergebnis. Wir sagten ja, das Dunkelheit sehr wünschenswert ist, um ein gutes Bild der Milchstraße zu bekommen. Deswegen ist es sinnvoll, dir eine Nacht rund um den Neumondzeitpunkt auszusuchen. Wenn dann auch noch wolkenfreier Himmel ist, kann es losgehen. Stativ schnappen und los. Es gibt Seiten, auf denen du dich über die Dunkelheit bestimmter Gebiete erkundigen kannst. Unter Anderen sind das blue-marble.de oder darksidefinder.com.
Eine gute App, welche nicht nur zur Auffindung der Milchstraße dient, sondern dir auch sämtliche Sternbilder, Planeten und den Mondstandort anzeigt, heißt: Skyview. Sie ist sehr hilfreich, wenn du dich orientieren willst am Nachthimmel, nicht nur als Fotograf sondern auch als Hobby-Astronom. Besonders toll an der App ist, dass du den Sternenhimmel anhand des Datums, deinem Standort und der Uhrzeit simulieren kannst. So kannst du dir Tagsüber ein tolles Motiv suchen und schauen an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit die Milchstrasse perfekt positioniert ist.
Die beste Zeit für die Milchstraßenfotografie ist übrigens zwischen Februar und September. Hier sind die besten Chancen für eine gute Sichtbarkeit der Milchstraße auf unserer nördlichen Hemisphäre, da sie dann auch bei uns sichtbar ist.
Möchtest du wissen, wie du deine Kamera einstellen solltest? Dazu wird es demnächst bald einen eigenen Post geben. Dort erklären wir dir, wie du das perfekte Milchstraßenporträt erstellst.
Zeit rauszugehen
Alle Überlegungen sind abgeschlossen und du kannst dich auf den Weg zu deinem gewünschten Fotospot begeben. Mit der richtigen Recherche hast du schon einen großen Teil deiner Vorbereitung für dein perfektes Foto abgeschlossen. Wir sind überzeugt, dass du mit der richtigen Vorbereitung schon die halbe Miete drin hast.
Natürlich ist es ebenso spannend einfach drauflos zu gehen und die Motive auf sich zukommen zu lassen. Da findet jeder seinen eigenen Weg und keiner ist richtig oder falsch. Fakt ist, dass wir alle das gleiche Ziel haben. Die besten Fotos der Welt zu kreieren und das jeder auf seine Weise. Viel Spaß bei eurer nächsten Fototour und lasst uns gern daran teilhaben. Wir freuen uns über jeden eurer Tags mit @ahoiadventures.
Letztes Update am 25/09/2020 durch Alex