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Was ist eine Mondfinsternis
Am 27.07.2018 war es schließlich soweit. Die lang ersehnte Totale Mondfinsternis war am Himmel über Leipzig nach Startschwierigkeiten zu bewundern. Alex und ich ließen es uns natürlich nicht nehmen, dieses Spektakel zu fotografieren. Doch wie stellt man das an? Wie fotografiert man den Mond? Da ich selbst Anfängerin auf dem Gebiet der (Mond)-Fotografie bin, möchte ich euch zeigen, wie ich es gemacht habe. Außerdem bekommt ihr eine Checkliste an die Hand, die es euch einfach macht, immer an alles zu denken, was ihr braucht. Und nun viel Spaß beim Lesen.
Der Mond bewegt sich einmal in rund 28 Tagen um unsere Erde. Dabei rotiert er auf einer elliptischen Umlaufbahn. Eine Mondfinsternis kommt zustande, wenn die Erde sich genau zwischen Mond und Sonne auf der gleichen Linie befindet. Die nächste totale Mondfinsternis ist für das Jahr 2081 vorausgesagt. Bereits am 11.08.2018, wird es eine partielle Sonnenfinsternis geben, welche aber in Deutschland nicht sichtbar sein wird. Im Allgemeinen findet circa zwei Wochen vor oder nach einer Mondfinsternis auch eine Sonnenfinsternis statt. Die Mondfinsternis am 27.07.2018 war die zweite aus der Finsternisserie.
Checkliste für die gelungene Mondfotografie
Nicht nur zu Zeiten einer Mondfinsternis kann euch die folgende Checkliste helfen. Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht, immer alles dabei zu haben. Denn ihr könnt ja nie wissen, was sich vielleicht noch vor eurem Auge auftut. Dann ist es besser alles dabei zu haben und vorbereitet zu sein. Meine komplette Ausrüstung seht ihr hier.
camera
Am Wichtigsten, ihr ahnt es schon, ist eure Kamera. Ich selbst benutze eine Nikon 1 V1 Systemkamera. Sie ist perfekt für Einsteiger geeignet, da sich vieles sehr einfach erklärt und einstellen lässt.
Stativ
Jeder möchte wackelfreie Bilder erhalten. Bei einem normalen Mond, kann man aufgrund der Helligkeit desselben das Stativ eventuell zu Hause lassen. Bei dem abgedunkelten Mond im Kernschatten der Erde ist das Stativ aber unverzichtbar, da längere Belichtungszeiten nötig sind.
Alex’ Stativ findet ihr hier: Rollei Stativ Rock Solid Beta
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Objektiv
Euer Objektiv sollte für die Mondfotografie das längste was ihr habt sein. Ich habe das Nikon 1 Nikkor 30-110 mm verwendet. Damit kam ich schon relativ gut an den Mond heran. Allerdings wird er dann nicht so riesig. Ich finde, je länger das Objektiv, desto besser.
Im Allgemeinen habe ich auch immer noch mein Weitwinkelobjektiv, das Nikon 1 Nikkor 10-30 mm und das Nikon 1 Nikkor 18,5 mm als einzige Festbrennweite mit dabei. So kann ich zwischendurch auch mal mehr von der Umgebung einfangen oder eine Makroaufnahme machen.
Akku
(M)einen typischen Anfängerfehler habe ich mittlerweile Gott sei Dank abgelegt. Was ist ärgerlicher als mit schwachem Akku aufzubrechen und erst vor Ort festzustellen, dass es wohl nur noch für 1-2 Bilder reichen wird. Ging mir öfter so, aber ich denke, dass habe ich mittlerweile hinter mir gelassen. Ein VOLLER Ersatzakku ist ebenfalls ratsam, dann seid ihr auf der sicheren Seite.
Patona Premium Akku für Nikon EN-EL15
Speicherkarte
Nicht genügend Platz auf der Speicherkarte und ihr habt schon 50 Bilder gemacht? Ein absoluter Alptraum. Also vorher sicherstellen, dass ihr alle Bilder gesichert habt und die Speicherkarte formatieren. Dann ist wieder genügend Platz für eure neuen Schätze. Hier ist eine LEERE Ersatzspeicherkarte ratsam. Ein wasserdichtes Case kann ich euch ebenfalls wärmstens empfehlen.
Wasserdichtes Case für 4 Speicherkarten
Einstellungen eurer Kamera
Stellt euch vor, ihr seid an der Location angekommen, wollt loslegen und könnt den Mond einfach nicht scharf stellen. Oder ihr wollt einen Sonnenstern fotografieren. Es dauert noch eine Minute bis die Sonne verschwindet. Und ihr habt die Einstellungen für den gelungenen Sonnenstern vergessen. Bis ihr sie euch wieder ins Gedächtnis gerufen habt, ist die Sonne verschwunden. Das ist ärgerlich und muss nicht sein. Fertigt euch, falls nötig, ein kleines Heft an, in dem ihr alle Einstellungen aufschreibt und jederzeit nochmal nachschauen könnt.
Kopflampe
Nicht nur für das Auffinden des nötigen Equipments bei Dunkelheit geeignet, sondern auch eine prima Sache, falls ihr den Rückweg zu Fuß antreten müsst. Ihr werdet euch ja sicher keinen hell erleuchteten Platz für die Mondfotografie ausgewählt haben. Störende Lichtquellen sind da eher hinderlich.
Übrigens kommt die Stirnlampe auch super bei Milchstraßenfotos zur Geltung
Sonstiges Zubehör
Abgesehen von der Nachtfotografie, habe ich außerdem immer folgende Sachen dabei:
- kleine Gefriertüte als Schutz vor eventuellem Regen
- Anybag zur Aufbewahrung der Kamera
- Wattestäbchen – da mein Sensor manchmal Altersschwäche zeigt, muss er von Zeit zu Zeit mit einem Wattestäbchen gestreichelt werden
- ein Reinigungstuch
Die richtige Ortsrecherche und -auswahl
Für ein gelungenes Foto solltet ihr zuvor etwas Ortsrecherche betreiben. Schaut in welcher Richtung die Sonne untergeht bzw. in unserem Fall der Mond aufgeht. Sucht euch einen geeigneten Vordergrund und einen Platz wo ihr gut mit eurem Equipment stehen könnt.
Wir nutzen zur Ortsrecherche Photographer’s Ephemeris, eine Anwendung die es auch als App gibt und die dir zeigt, wie, wann und wo Sonne und Mond auf- und untergehen werden.
Da der Ort für ein gelungenes Foto sehr entscheidend ist, sollte hierfür genügend Vorbereitungszeit eingeplant werden. Einfach losfahren und schauen was kommt, kann auch spannend sein, aber bei wichtigen oder sogar einmaligen Ereignissen wie einer Mondfinsternis sollte es genügend Vorplanung geben.
Nochmal zusammengefasst solltet ihr euch also die folgenden Fragen stellen:
- Wo wird der Mond zu welcher Uhrzeit stehen?
- Ab wann wird er zu sehen sein?
- Welchen Vordergrund möchte ich im Bild haben?
- Wo kann ich mich dort am besten positionieren?
- Habe ich eine alternative Möglichkeit, falls sich der Ort als nicht passend herausstellt?
Wir haben uns als Ort die Nord-West-Seite des Cospudener Sees rausgesucht. Dort sollte der Mond auf der Ostseite aufgehen und schön über den See steigen. So konnten wir mit einer Spiegelung auf der Wasseroberfläche rechnen und gleichzeitig den See als Vordergrund nutzen. Wir liefen ein Stück und fanden schnell eine geeignete Stelle. Alternativ hätten wir noch weitere circa 5 km Seeufer auf dieser Seite gehabt zum Fotografieren.
Auf dem Weg zur Stelle, fanden wir ein paar süße Entenküken mit ihrer Mama im Wasser badend. Sie putzten sich unermüdlich und so war es schwer die kleinen Köpfchen scharf zu stellen.
Angekommen an unserer Stelle am Ufer. Der Sonnenuntergang war schonmal überraschend schön nach dem Regen.
Meine Kameraeinstellungen zur Totalen Mondfinsternis
Wir ihr euch vorstellen könnt, haben wir unendlich viele Bilder gemacht. Am Anfang hatte ich extreme Schwierigkeiten, den Mond in meinem Sucher überhaupt zu finden. Der Bildschirm war immer wieder schwarz. Ich erwähnte ja bereits, dass ich Anfänger bin. Alex als Profi hat dann ein zwei Klicks gemacht und schon war der Mond zu sehen.
Mit der automatischen Fokussierung werdet ihr Probleme haben, den Mond zu fokussieren, deshalb solltet ihr auf manuellen Fokus umstellen. Dort müsst ihr dann bis auf unendlich drehen. Dann fokussiert ihr richtig.
Im Folgenden zeige ich euch nun die Ergebnisse der verschiedenen weiteren Einstellungen. Meine Bezeichnungen unter den Fotos sind:
- Belichtungszeit – hier 6 Sekunden
- Blendenzahl – hier f 5,6
- ISO – hier ISO 800
- Brennweite – hier 110 mm – also das längste, was ich mit meinen Objektiven hinbekomme
Einstellungen mit kurzer Belichtungsdauer
- 0,5 sek, f 5,6, ISO 800, 110 mm
Zuerst habe ich mit kleiner Belichtungszeit gearbeitet. Ihr seht sehr eindeutig, dass 0,5 Sekunden eindeutig zu kurz waren, der Mond ist sehr dunkel.
- 2 sek, f 5,6, ISO 800, 110 mm
Schon etwas besser.
- 3 sek, f 5,6, ISO 800, 110 mm
- 4 sek, f 5,6, ISO 800, 110 mm
Es wird immer besser. 4 Sekunden können sich schon sehen lassen.
Einstellungen mit langer Belichtungszeit
- 15 sek, f 5,6, ISO 400, 110 mm
Bereits eine Belichtungsdauer von 15 Sekunden zeigt, dass sich der Mond relativ schnell bewegt. Etwa 1,023 Kilometer pro Sekunde um genau zu sein. Deshalb eignen sich lange Belichtungszeiten nicht.
- 30 sek, f 5,6, ISO 100, 110 mm
Bei 30 Sekunden Belichtungszeit wird es noch deutlicher. Hier hat der Mond ja auch bereits 30,69 km zurückgelegt. Also nicht geeignet für unser bestes Foto an diesem Abend.
Einstellung unterschiedlicher ISO-Werte
- 10 sek, f 5,6, ISO 3200, 110 mm
Der viel zu hohe ISO-Wert von 3200 zeigt, wie sehr das Bild rauscht und das es die Umgebung viel zu hell macht. Allerdings ist das von Kamera zu Kamera unterschiedlich. Bei Alex Sony z.B. sind ISO 6400 absolut ok.
- 10 sek, f 5,6, ISO 1600, 110 mm
Die Hälfte des ISO-Wertes ist schon besser.
Meine besten Ergebnisse
Wenn die Belichtungszeit zwischen 5 und 6 Sekunden lag, waren die Ergebnisse super. Die ISO habe ich auf 800 gestellt und die Blende so gering wie möglich, in meinem Fall auf f 5,6. Mit dem 30-110 mm habe ich so weit wie möglich rangezoomt.
Wenn auch nicht mega scharf, denke ich, dass sich die Ergebnisse fürs Erste sehen lassen können. Ich werde auch in Zukunft weiter experimentieren und Neues dazulernen und hoffe ihr könnt hier ein paar wertvolle Tipps für eure Mondfotografie entnehmen.
Fazit zur Mondfotografie – eure Erfahrungen
Es war ein tolles Erlebnis. Die Vorbereitung hat gestimmt, der Platz war perfekt ausgewählt, wir waren lange genug vorher da und konnten den Ausflug mit einem Picknick und Chillen verbinden.
Alex gibt mir bei jedem Ausflug wertvolle Tipps, um besser zu werden. Ich bin sehr dankbar dafür und merke, wie ich mich von mal zu mal weiterentwickle. Wenn auch ihr Tipps und Tricks haben wollt, schreibt uns in die Kommentare. Wir geben euch gern Unterstützung. Das Titelbild hat übrigens Alex gemacht. Eines Tages möchte ich auch dieses hohe Niveau erreichen, auch wenn der Weg noch lang werden wird. Übung macht den Meister. Und natürlich gutes Equipment.
Zum Abschluss gibt es noch ein Bild von Mars, Mond und Cospudener Strandpromenade zusammen. Schließlich war der Mond nicht das einzige Highlight an diesem Abend.
Wir freuen uns auf eure Erfahrungen. Was fotografiert ihr gern und wo braucht ihr eventuell Tipps und Tricks um besser zu werden. Wir freuen uns über jeden, dem wir helfen können, besser zu werden.
Ihr wollt wissen, wozu man ein Stativ braucht? Dann ist Alex Beitrag genau das Richtige für euch.
Letztes Update am 12/11/2022 durch Alex