Ein Jahr besitze ich jetzt mein Gravelbike und habe schon einige längere Touren gemacht. Nun wollte ich endlich das Projekt “Bikepacking” angehen. Eines der besten Länder für`s Bikepacking ist sicherlich Dänemark.
Dänemark bietet neben der tollen Landschaft, dem hervorragendem Fahrradnetz und den süßen Häusern auch ausgezeichnete Shelter Plätze. Viele davon kann man sogar kostenfrei nutzen. Also, Taschen gepackt, ab auf den Bock und die größte Insel der Ostsee umrunden. Seeland war das Ziel.
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitung fürs Bikepacking in Dänemark
Auf meinen Trainingstouren mit dem Gravelbike habe ich die letzten 12 Monate die unterschiedlichsten Fahrradtaschen, Radhosen, Sitzpositionen und Anbauteile getestet. Wenn du selber das erste Mal eine längere Bikepacking Tour planst, hier meine 5 Tipps und Learnings aus dieser Zeit:
- Essen, essen, essen – Anstatt Klamotten nimm lieber mehr zu Essen mit. Du wirst die Energie brauchen. Ich hab am Tag ca. 3.000 bis 5.000 (!) Kalorien je nach Strecke bzw Dauer verbraucht.
- Aero Bars – 6-9 Stunden im Sattel sollten schon bequem sein. Meine Aero Bars* (Lenkererweiterungen) waren die beste Entscheidung. Auch weil ich dort bei Bedarf meine Hüfttasche einfach ablegen konnte.
- Po-Creme – Oder auch Chamois Salbe. Vertrau mir….Nimm sie mit.
- Fit wirst du auf dem Weg – Gerade bei den ersten Touren ist dein Schnitt völlig egal. Genieße die Landschaft, die Leute und die Eindrücke. Deine Beine schaffen das schon.
- Einfach machen! – Keine Angst, du wirst schon nicht verloren gehen und einen Reifen flicken kannst du doch…oder?
Packliste für 7 Tage Bikepacking Dänemark
Einen Tag vor Abreise habe ich bestimmt 4 Mal meine Setup von Gepäckträger auf “Arschrakete” hin und her gewechselt. Am Ende hab ich mich dann doch für die Arschrakete entschieden. Die limitiert mich doch mehr bzw. lässt mich weniger mitnehmen.
Außerdem habe ich mich auch für den wärmeren Schlafsack (Alpin Loacker*) entschieden. Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Auch im August kann es in Dänemark Nachts mal um die 10 Grad sein.
Als wirklich Last-Minute-Kauf kam noch der Outdoor Research Helium Bivy* ins Gepäck. Meine Iso-Matte (ebenfalls Alpin Loacker*) passt in den Ultraleicht-Biwaksack auch ganz genau rein. Ich hatte mich bewusst gegen das Zelt entschieden, da die Shelterplätze mehr als genug Schutz bieten sollten. Zur Not hatte ich ja noch das Tarp (DD Hammocks*) mit. Wild Zelten ist in Dänemark eh verboten. “Lagern” und biwakieren ist wie fast immer eine Grauzone.
Als Radhose hatte ich nur die Rapha Core Cargo Bib Shorts dabei. Diese hab ich mehrmals gewaschen. Gerade die Cargo Taschen an den Beinen waren ein Game-Changer. Neben Smartphone, Selfie-Stick, Objektivdeckel, landete auch mal eine Bierflasche darin. Das Sitzpolster der Rapha war ganz OK. Mit der Po-Salbe und der Hose “am Anschlag” habe ich auch 180 Kilometer am Stück geschafft.
Als Oberbekleidung habe ich meistens ein langes Merino-Shirt aus der Jagdabteilung von Decathlon getragen. Nachts zum schlafen dann ein weiteres Merino-Langarm-Shirt. EIn UV-Hoodie und ein kurzes Merino Shirt waren dann auch noch in der Satteltasche.
Im Camp hatte ich dann Abends meistens eine sehr leichte Jogginghose (Under Armour*) und meine Daunenjacke (Decathlon) an. Als Camp-Schuhe hatte ich Barfuss-Sandalen (Decathlon) dabei. Wenn es wirklich kalt war, auch mal ein Paar Merino Socken und natürlich ein Merino Buff.
Täglich habe ich auch gekocht. Und sei es nur der erste Kaffee am Morgen oder der Tee am Abend. Dabei bin ich ganz stolz auf mein kleines Koch-Setup. Bis auf den Kessel/ Topf passt nämlich alles in bzw auf einen 750ml Titan-Topf*.
Im Kessel (Sea to Summit*) habe ich dann meistens direkt die Nudeln gekocht und mit Pesto warm gemacht. Dieses Teil ist ein kleines Raumwunder. 250 Gramm Nudeln passen perfekt rein und in der Tasche nimmt er kaum Platz weg.
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Seeland – Die Route im Überblick
Die Route um Seeland hatte ich mit Komoot geplant. In der Premium Version gibt es das tolle Mehrtages-Tour-Feature. Damit war die Planung echt einfach. Ich wusste, dass ich so 100 Kilometer am Tag machen wollte und 8-9 Tage Zeit dafür hatte. Den rest hat quasi Komoot erledigt.
Vor Ort habe ich dann mit meinem Wahoo Element Bold v2* navigiert. Gerade in Kombination mit Komoot ist das überspielen der Daten mega easy. Alles ist direkt in der Wahoo App auffindbar und mit einem klick synchronisiert. Weitere unverzichtbare Apps waren die Shelter App, Google Maps, Instagram und meine Wetter-App Clear Outside. Die zeigt neben der Windrichtung und der Nebel-Wahrscheinlichkeit auch die Wolken in den verschiedenen Höhen an. Wichtig für Fotos zum Sonnenauf- bzw untergang ;).
Kopenhagen habe ich absichtlich so geplant, dass ich da nur schnell durch muss. Ich wollte lieber Natur als Stadt sehen. Am letzten Tag, hab ich es dann aber auch noch ordentlich übertrieben. Aber dazu unten dann mehr.
Seeland Etappe 1 – Rostock über Gedser bis Marielyst
Los ging es mit 3 Tagen Verspätung bei den Eltern in Fuhlendorf. Aufgrund eines amtlichen Orkans fuhren keine Fähren. Und um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht wirklich Lust bei 120 km/h Böen auf dem Rad zu sitzen.
Die Tour zur Fähre nach Rostock war ganz nett. Auf jeden Fall ganz gut um in den Rhythmus zu kommen. Am Fährhafen in Rostock durfte ich dann noch etwas warten und nutze die Zeit um ein paar Kalorien aufzutanken. Das Radticket + Passagier liegt bei ca. 35 € und die Tour dauert gut 2 Stunden von Rostock nach Gedser.
In Gedser angekommen, treffe ich direkt ein Rennradler- Pärchen aus Berlin. Beide wollen auch Seeland umrunden. Nur halt in 4 anstatt 8 Tagen. Wow. Mein Weg führt mich aber weiter raus Richtung Marielyst. Versüßt wird mir der Weg mit einem tollen Sonnenuntergang, der mir direkt ein dickes Grinsen ins Gesicht zaubert. Endlich wieder Dänemark. Endlich wieder Rad fahren.
Das Ziel ist ein öffentlicher Campingplatz. 1,5 Km vorher ist noch eine öffentliche Toilette, in der ich fix meine Wasservorräte auffülle. Da es langsam dunkel wird und der kostenlose Platz gut besucht ist, bin ich mit meinem Camp-Spot nicht sehr wählerisch und baue nur das Biwak auf. Nach einem Tee erfreue mich an der sternenklaren Nacht im Schlafsack.
Strecke: 79 Kilometer (plus Fähre) / 230 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 2 – Marielyst bis Mons Klint
Die erste Nacht im neuen Biwak-Sack schlief sich einfach nur toll. Der Helium Bivy mit seinem “Aufstelldach” war genau die richtige Entscheidung. Als dann auch noch die Sonne über dem Feld aufging, war die kitschige Atmosphäre einfach perfekt.
Also noch vor dem ersten Kaffee fix an den Strand und schauen, ob es ein paar nette Motive gibt. Leider war der Himmel recht schnell mit vielen Wolken behangen. Trotzdem ein toller Start in die Bikepacking Tour durch Dänemark.
Nach einem schnellen Frühstück ging es gegen 9 Uhr morgens mit gepacktem Gravelbike wieder weiter. Der Weg führte durch einen tollen Küstenwald. Überall Buchen und das Meer direkt zur rechten Hand. Ich hab mich gefühlt wie in meiner Kindheit und war überglücklich auf dem Rad zu sitzen.
In Stubbekobing hatte ich dann wegen der Fähre wieder einen kleinen Aufenthalt. Außerdem bekam ich auch Hunger. In einem kleinen süßen Café gab es dann erstmal den ersten Boller with Cheese (Käsebrötchen) und einen Cookie.
Am Hafen von Stubbekobing sammelten sich so langsam die Passagiere für die Fähre ein. Darunter sehr viele Deutsche. Auch das Rennradpärchen aus Berlin hatte mich wieder eingeholt. Im Verlauf der Tour, sollte ich viele von dieser Fähre auf meinen Etappen wieder treffen. So auch Daniel aus Leipzig.
Mit Daniel fuhr ich dann ein paar Kilometer Richtung Mons Klint. Mein Shelterplatz lag allerdings in Borre und so trennten sich unsere Wege. In Borre angekommen verriet mir ein deutsches Radreise-Ehepaar, dass man im Kaufmannsladen gegenüber für 50 DKK den Schlüssel zum Haus am Shelter-Platz bekommt. Darin könnte man duschen und kochen. Das lies ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
Da ich recht früh am Platz war, hatte ich freie Auswahl und auch Zeit für die erste Wäsche. Auch wenn die Dusche extrem kalt war, war sie sehr willkommen. Immerhin hatte ich vorab ja schon ein paar Tage im Van im Garten meiner Eltern geschlafen.
Später am Abend kam dann noch ein junges Paar aus Kopenhagen, die Mons Klint erwandern wollten. Mit den beiden habe ich dann schöne Klischees über Deutsche und Dänen ausgetauscht, hab den tollen Sonnenuntergang genossen und bin früh in meinen Schlafsack gekrochen.
Strecke: 77 Kilometer / 330 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 3 – Mons Klint bis Stevns Klint
Die erste Nacht in einem dänischen Shelter war super. Von der Straße in der Nähe hab ich nichts mitbekommen, der Schlafsack hielt super warm und auch quasi im Freien schlafen hat nichts von meiner Schlafqualität gemindert. Wenn man beim Aufwachen dann noch von so einem Ausblick begrüßt wird, stellt man direkt vieles in Frage.
Da das Café in unmittelbarer Nähe war, hab ich den Kocher kalt gelassen und bin direkt dort hin. Als Frühstück gab es eine richtig leckere Käseplatte und einen guten Kaffee. Die Stärkung brauchte ich auch. Heute hieß es Mons Klint erradeln. Mit über 600 Höhenmetern direkt der höchste Anstieg der Tour.
Auf dem Weg nach Mons Klint traf ich auch wieder Daniel. Er hatte dort sein Lager im Wald aufgeschlagen und war schon weiter Richtung Kopenhagen unterwegs. Stolz berichtete er mir von dem tollen Sonnenuntergang an den Klippen. Ein wenig neidisch war ich schon, nicht doch noch Abends hingefahren zu sein.
Am Geocenter angekommen, ging es erstmal wieder die Stufen runter zu den Klippen. So langsam trudelten auch die ersten Touris ein. Also schnell ein paar Bilder und Beweisvideos von Mons Klint machen und weiter mit der Tour Richtung Seeland. Immerhin hatte ich jetzt Sonnenschein und ein paar tolle Abfahrten.
In Praesto packte mich wieder der Hunger. Auch hier gab es im Sweet & Coffee ein Käsebrötchen, ein Stück Möhrenkuchen und noch ein Eis. Ein netter Däne fragte mich dann noch nach meinen Taschen aus. Er suchte nach Inspiration für sein Bikepacking-Setup.
Bis Rodvig zog sich die Strecke dann etwas. Auch die ganzen Höhenmeter merkte ich etwas in den Beinen. Dafür wollten unbedingt ein Reh und ein Fasan von mir fotografiert werden. Auch am Wasser gab es immer wieder ein paar schöne Motive für die schwere Kamera auf dem Rücken.
In Rorvig angekommen, konnte ich schon den ersten Blick auf Stevens Klint werfen. Ich sagte mir aber, ach, das Foto machst du nach dem Essen. Also gab es am Hafen Fish & Chips und die Turbo Fanta. Natürlich setzte da genau der Regen ein. Und ich hatte noch ein paar Kilometer bis zum Campspot.
Hilft ja nix, sagte ich mir. Also in die Regenkleidung rein, noch fix für den Abend eingekauft und ab aufs Gravelbike. Am Camping-Spot angekommen waren natürlich alle Shelter schon belegt. Es war halt auch Wochenende. Dementsprechend war die “Jugend” auch in Feierlaune. Nachdem ich dann fast an meinem Tarp-Aufbau verzweifelt bin, verzog sich auch der Regen und ich konnte die nächsten Klippen zur blauen Stunde bewundern.
Strecke: 116 Kilometer / 651 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 4 – Stevens Klint über Kopenhagen bis Humlebaek
Als Landschaftsfotograf lernt man schnell, dass nach einem Unwetter häufig die besten Sonnenaufgänge und Lichtsituationen stattfinden. Also Wecker auf 5 Uhr gestellt und nach einer ziemlich lauten Nacht (ich hatte das Tarp nicht gut abgespannt und die Seiten klatschten schön im Wind), ging es ziemlich verknittert an die Klippen. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt.
Nach einem ausgiebigen Sonnenbad inkl. warmen Porridge, waren die Klamotten auch halbwegs trocken und es konnte weiter Richtung Kopenhagen gehen. Zuerst musste ich aber, komoot-typisch, durch einen sehr dichten Wald, der wohl schon lange kein Fahrrad mehr gesehen hatte. Immerhin gab es dort einen schönen Strand für mich allein. Nach der Anstrengung musste wieder das obligatorische zweite Frühstück abgehalten werden. Wegen kommunikativen Schwierigkeiten ziemlich unvegan…wie die ganze Reise schon.
Der Weg nach Kopenhagen war erst sehr vielversprechend. Schöne Strandpromenaden, nette Häuser, viel grün. Schnell merkte man aber, dass man der Hauptstadt näher kam. Die Straßen wurden breiter, lauter und auch viel befahrener. Deshalb entschied ich, und weil ich mich auch 12 mal verfahren hatte, Kopenhagen schnell hinter mir zu lassen und die ganzen “Attraktionen” zu skippen. Je nordlicher man dann von Kopenhagen war, desto schöner wurde es wieder.
Nach 100 Kilometern machte ich einen kleinen Boxenstop und suchte bei einem Eis in der Shelter App nach einem Schlafplatz. Dort angekommen war dieser aber sehr matschig, dunkel und auch etwas spooky. Also wieder rauf aufs Rad und mit 2 Litern Wasser auf der Schulter nochmal 10 Kilometer weiter zum nächsten Spot.
Dort angekommen, direkt der nächste Jackpot. Ein riesiges Shelter mitten im Wald und das nur für mich. Selbst ein einfaches Klo gab es dort. Mit feuchten Toiletten-Tüchern aus meinem Setup auch nutzbar ;). Nachdem ich die Nudel wieder schön gekocht hatte, ging es sehr früh in den Schlafsack. Kopenhagen hatte mich trotz der guten Streckenführung doch etwas aufgeregt. Großstadt halt.
Strecke: 122 Kilometer / 353 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 5 – Humlebaek über Rorvig bis Hoeve Skov
Nach dem tiefsten Schlaf auf der gesamten Tour und eines nächtlichen Besuchs einer kleinen Maus (hoffe ich zumindest) ging es nach Helsingor zum Frühstück. Das Lagoni sah zwar sehr schön aus, das Panini war allerdings ein Witz. Nun ja, ich musste eh im Ort noch nach einer neuen Gaskartusche suchen. Erfolglos übrigens. Dafür hat mir Helsingor ganz gut gefallen.
Je weiter man sich von Kopenhagen entfernt hatte, desto schöner wurde es. Diese Etappe war die beste der ganzen Tour. Am Leuchtturm Nakkehoved Fyr unterhielt ich mich mit einem netten älteren Herren, der früher regelmäßig Kopenhagen -> Paris mit dem Rad gefahren ist. Krasse Leistung.
Nach einem kurzen Abstecher zum Strand und dem obligatorischem zweiten Frühstück, ging es weiter Richtung Norden. Ein malerisches Fischerdorf folgte dem nächsten und tolle Ausblicke über die Klippen von Dänemark waren schon Normalität.
Morgens hatte ich die Route noch etwas umgeplant, da an der Küste ein großes Feld von Heidekraut blühen sollte. Zwar war Mittags das Licht nicht besonders, dafür kam ich an eine Stelle, die schon fast einem Elefanten-Friedhof glich. Sehr faszinierend die Ecke.
In Hundsted gab es wieder ein Fähren-Warte-Eis. Und im Handumdrehen war ich dann in Rorvig. Der Strand hatte ein paar Sandkörner in meiner Radhose hinterlassen und auch mein Wasser ging langsam zu neige. Vorher gab es aber noch einen dicken Burger und eine Turbo-Fanta. Leider war der Supermarkt in Hoeve aber dann doch zu. Ein öffentliches WC und ein Café im nirgendwo war dann aber meine Rettung.
Der Campspot sollte eigentlich nur eine Feuerstelle am Strand sein. Ich glaube so richtig kampieren durfte man da nicht. Der Spot war aber einfach zu gut und ich baute, ganz untypisch für mich, das Tarp recht nah am Gehweg auf.Ich wollte unbedingt Meerblick aus dem Schlafsack haben. Zur Belohnung gab es einen tollen Sonnenuntergang.
Strecke: 94 Kilometer / 336 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 6 – Hoeve Skov über Kalundborg bis Korsor
Die Nacht am Strand war grandios. Und der Sonnenaufgang der mich erwarten sollten, war der beste der ganzen Tour. Natürlich hatte ich mir sehr früh den Wecker gestellt und wurde wieder belohnt. Der Himmel fing richtig schnell Feuer und ich schoß ein Foto nach dem nächsten.
Um 7 Uhr war schon wieder alles vorbei und ich saß auf dem Gravelbike. Ohne Frühstück und ohne Kaffee ging es direkt die steilste Erhebung hoch. Das erste mal schieben und mein Knie meldetet sich auch noch. In Kalundborg dann die nüchterne Wahrheit. Kein Café machte vor 11 Uhr auf. Also holte ich mir ein paar Boller (Brötchen) und schaute mir das lustige Treiben im Hafen an.
Der Wetterbericht sah nicht sehr vielversprechend für die Etappe aus. Fast nur Gegenwind und immer mal wieder Regen. So kam es dann auch. Ein ewiges Spiel gegen den Wind, Jacke an, Jacke aus. Etwas frustrierend. Als Motivation hatte ich mir ein kleines Cottage für die nächste Übernachtung gemietet. Mehr noch, freute ich mich aber auf die warme Dusche.
Am Stillinge Strand kam dann die Sonne wieder raus und ich gönnte mir das tägliche Eis. Auf dem ganzen Weg waren auch noch die Spuren der Tour de France zu sehen. So langsam gewöhnte ich mich auch an den Gegenwind.
Am Campingplatz angekommen bezog ich mein kleines Cottage. Dann machte mich auf, ein letztes Mal die Wäsche zu waschen. Das Highlight des Tages war aber die erste warme Dusche seit 13 Tagen. Denn auch im Garten meiner Eltern habe ich nur kalt geduscht. Da der Campingplatz keine Gaststätte, dafür aber eine Küche hatte, gab es die gute Nudel mit Tofu und Pesto. Zur Feier des Tages auch noch ein weiteres Feierabend-Eis.
Strecke: 102 Kilomter / 540 Höhenmeter
Route:
Seeland Etappe 7 – Korsor über Nykobing bis Rostock
In einem “normalen” Bett schlafen war wieder sehr gewöhnungsbedürftig. Trotzdem fühlte ich mich durch die Dusche sehr fit. Mein Knie hatte ich mit Paracetamol etwas ruhig gestellt und ich freute mich auf das bestellte Frühstück in der Sonne.
Ein Blick auf den Wetterbericht zeigte, der Wind hatte gedreht. Ich hatte jetzt fast Rückenwind. Wenn ich bis nach Hause fahre sogar komplett. Aber das wären ja 2 Etappen. Das wäre ja Quatsch…oder? Erst mal zum nächsten Bäcker und für später das zweite Frühstück organisieren.
Heute lief das Rad wirklich wie geschmiert. Egal ob es an der warmen Dusche, der Po-Salbe, der gewaschenen Radhose oder einfach daran lag, dass ich Sonne und Rückenwind hatte. Immer wieder kam mir der Gedanke, einfach durchzuziehen. Zumindest bis Gedser. Nach 110 Kilometern und dem eigentlichen Etappen-Ende in Nykobing entschloss ich mich es dann zu versuchen. Auf nach Hause.
Gestärkt von einer großen Pizza und der Turbo-Fanta ging es auf Richtung Gedser. Die Kamera wanderte vom Rücken in die Tasche. Eine Wohltat nach 7 Tagen. In Gedser angekommen fuhr die 18 Uhr Fähre gerade ab. Also noch 2 Stunden in der Bar die Sonne genießen. Und dann ist es plötzlich doch passiert. Als ich wieder zum Fährhafen will, ein Platten.
Nach der Fährfahrt von Rostock nach Gedser stellt sich heraus, dass es wirklich ein schleichender Plattfuss ist. Ich habe noch 52 Kilometer vor mir. Ich pumpe den Reifen auf 3,5 Bar auf und hoffe, dass er bis zu meinen Eltern hält. Ein Schlauchwechsel würde mich jetzt mindestens 30 Minuten kosten und es war schon dunkel.
Tatsächlich komme ich buchstäblich auf der Felge bei meinen Eltern an. 2 Etappen an einem Tag. 184 Kilometer. Und immer noch nicht KO. Ich bin etwas stolz auf mich.
Strecke: 184 Kilometer / 480 Höhenmeter
Route:
Fazit
In 7 Tagen Seeland umrundet. 100 Kilometer im Schnitt am Tag. 776 Kilometer insgesamt und 40 Stunden im Sattel. Meine erste Bikepacking Tour nach Dänemark hat mir riesig viel Spaß gemacht. Dänemark war schon immer ein ganz besonderes Land für mich. Das ist mir in dieser Woche wieder klar geworden. Wirklich jeder hat dich nett auf dem Rad gegrüßt, angelächelt und interessiert gefragt wohin es geht. Ich hab mich immer willkommen gefühlt.
Die Landschaft und die Rad-Infrastruktur mit den Sheltern und den Radwegen sind ein Traum. Ein absolutes Muss also für jeden, der Bikepacking ausprobieren möchten. Mein Setup hat mich komplett überzeugt und ich habe alles gebraucht und nichts vermisst. Ich freu mich auf die nächste Bikepacking Tour. Vielleicht ja wieder Dänemark. Dann wird aber das gesamte Festland umrundet.
Letztes Update am 24/08/2023 durch Alex