Anfangs ließen wir uns in Marrakesch verzaubern. Im Anschluss durchquerten wir das Atlasgebirge, lernten verschiedenste Landschaften und Menschen kennen. Wir verbrachten eine Nacht in der Wüste und ließen uns von einem tüchtigen Geschäftsmann übers Ohr hauen. All das könnt ihr in den vorangegangenen zwei Teilen nachlesen. Erster Teil und Zweiter Teil. In Tafraoute wandern wir durch Marokko und ziehen dann weiter an die Küste nach Essaouira.
Marokko ist vielfältig und wir zeigen euch, wie ihr das Beste daraus macht und alles in euch aufnehmt.
Inhaltsverzeichnis
Beste Freundinnen – Max und Jakob in einem muslimischen Land
Am nächsten Morgen fahren wir in Foum Zguid nochmal an Mustafa vorbei, er winkt uns zu. Mit dem Podcast “Beste Freundinnen” im Ohr fahren wir durch das muslimisch geprägte Land. Das passt so gar nicht zusammen finde ich. Aber seit neuestem habe ich in Max und Jakob, den besten Freundinnen, meine Lieblingserzähler gefunden. Ich sauge ihre Podcastfolgen nur so auf und nehme aus jeder Folge wieder Neues mit.
Ich finde, mehr Leute sollten die beiden hören und so offen über die Themen sprechen können wie die zwei Jungs. Die Fahrt wurde dadurch auch sehr kurzweilig, was noch ein positiver Nebeneffekt war.
Paradiesische Zustände in Tafraoute
Wir fahren durch die Berge und gelangen auf über 1.400 Meter. Uns begegnen Streifenhörnchen, Esel und ein kleiner Bergkauz.
Und dann ändert sich die Landschaft schlagartig. Riesige rot leuchtende Felsmurmeln schießen plötzlich aus dem Boden nachdem wir den Atlas hinter uns gelassen haben. Wir erreichen das Tal der Ammeln und es wird von Kilometer zu Kilometer grüner links und rechts der Straße. Es gibt viele kleine Bergdörfer und unzählige Mandelbäumchen in prächtiger Blüte.
Bernadette und Jean – ein Lebenstraum
Unser Hotel El Malara liegt auf einem Berg und sieht aus wie ein Märchenschloss. Es wird von zwei Franzosen im Ruhestand betrieben. Bernadette und Jean haben sich hier ihren Lebenstraum erfüllt und betreiben das Hotel seit dem 04.01.2013. Sie haben es eigens bauen lassen, die Architektur stellt die moderne Form einer Kasbah dar. Es ist aus unserer Sicht sehr gelungen.
Kletterlust
Nach der Erkundung von Tafraoute und einem leckeren Essen, machen wir uns auf die Suche nach dem Napoleons Hut. Endlich können wir auf die kugeligen Felsen steigen. Wir stellen dabei fest, dass sie nicht aus einem großen Stein bestehen. Sie sind jeweils aus Milliarden von kleinen Sandkörnchen zusammengesetzt. Sowas haben wir beide noch nie gesehen. Wir machen ein Portrait mit dem Hut im Hintergrund.
Alex bleibt auf der Höhe stehen. Mich reizt es ungemein, den Berg zu erklimmen und so weit hoch zu steigen, wie es mir gefahrlos möglich ist. Leider schaffe ich es nicht bis ganz nach oben. Dann hätte ich ohne Sicherung klettern müssen. Doch safety first! Bei allem was wir tun.
Wir fahren zufrieden ins Hotel zurück und werden mit einem fantastischen Dinner überrascht. Es steckt soviel Liebe in diesem Haus. Angefangen bei der Einrichtung der Zimmer und aufgehört bei den Feinheiten in der Zubereitung der Speisen. Wir übernachten hier auf höchstem Niveau und fühlen uns unheimlich wohl.
Tafraoute – wir wandern durch das Tal der Ammeln
Um 9:00 Uhr am nächsten Morgen, holt uns Achmed zu insgesamt 18,8 km Wanderung durchs Tal der Ammeln ab. Er ist uns auf Anhieb sehr sympathisch. Er hat auf alle unsere Fragen eine Antwort und zeigt uns seine Heimat mit allen Sinnen.
Wir schießen Datteln anhand von Steinen von den Palmen. Die Frauen, die hier die Landwirtschaft größtenteils allein betreiben, schaffen es nicht alle Datteln zu pflücken. Somit bleiben viele auf den Palmen zurück und wir können uns gern bedienen. Undenkbar wäre das bei uns in der Kleingartensparte.
Hier scheint sowieso alles gemeinschaftlicher genutzt zu werden als bei uns. Das Wassersystem ist ein Beispiel dafür. Es ist sehr raffiniert. Jede Familie bewirtschaftet ihre eigene Gartenparzelle und den dazugehörigen Wasserlauf. Aller 22 Tage wird die Bewässerungszeit geändert.
Wer also bislang vormittags für zwei Stunden Wasser erhalten hat, bekommt nach 22 Tagen dann nachmittags seine zwei Stunden Wasser. Dafür ist extra ein Wassermann zuständig, der exakt die Zeiten einhält, denn Wasser ist knapp.
Wandern tut gut. Der Kopf wird frei, der Körper wird in Bewegung gebracht. Die Natur wird wahrgenommen und die Füße fangen an weh zu tun. Nach insgesamt 18,8 km Wanderung kommen wir wieder am Startpunkt an und freuen uns, dass wir es geschafft haben.
Ganz haben wir unser Pensum aber noch nicht geschafft. Uns fehlen noch die Blauen Steine in der Galerie. Erst danach können wir entspannt zurück zu Bernadette und Jean fahren.
Immouzer – das Dorf mit dem beinahe Wasserfall
Am nächsten Morgen begeben wir uns auf den Weg nach Immouzer . Die Straße führt uns erst über die große Autobahn und später auf endlosen Serpentinen durch die Berge.
In Immouzer angekommen, müssen wir unser Hotel nicht lang suchen. Denn viel anderes gibt es in dem kleinen Örtchen nicht.
Hotel Transylvanien in Marokko
Unsere ersten Eindrücke vom Hotel des Cascades waren wie folgt. Wunderschöne Gartenanlage, die in einen Dornröschenschlaf gefallen sein muss. Empfang durch einen mürrischen auf den ersten Blick entnervten alten Mann, den wir wohl gerade in seinen Gedanken gestört hatten.
Alex nannte ihn Igor. Führung zu unseren Zimmern am Ende eines endlos langen Gangs. Der Weg dahin wirkt wie der Gang zum Labor des verrückten Professors für Alex. Für mich wie durch ein altes DDR-Schullandheim oder ein altes Ballhaus. Auch unser Zimmer ist alles andere als modern, bis auf die Badewanne wirkt es aber recht sauber. Wir entscheiden uns im Hotel Mittag zu essen und auch dabei verzieht Igor keine Miene. Er starrt uns mehr oder weniger nur an und nimmt unsere Wünsche wortlos entgegen.
Schönheit in Immouzer
Danach zeigt er uns, wie wir vom Hotel aus zum Wasserfall gelangen, leider war aber kein Wasser drin zu diesem Zeitpunkt. Dennoch geben wir die Hoffnung mit Immouzer nicht auf und suchen nach einem schönen Sonnenuntergangsort. Diesen finden wir nach langer Suche auf einer grünen Wiese mit einem prächtig blühenden Mandelbaum.
Das riesige Hotel wird entsprechend den anderen Eindrücken auch wenig beheizt. Einzig das riesige Feuer welches Igor inmitten des Speisesaals auf einem Ofen entfacht hat, wärmt uns. Zusammen mit zwei Franzosen, die mit dem Motocross durch Marokko reisen, essen wir Abendbrot. Einer der beiden sagt zu Alex: “Your wife must be brave. Every other woman would have told you to look for another hotel because of the coldness. We are more than glad, to leave as soon as possible tomorow morning” Das sagt wohl auch nochmal was aus.
Willkommen in Essaouira
Wir begeben uns am nächsten Morgen also wieder auf die Straße und überqueren Serpentine um Serpentine mal mit und mal ohne Leitplanke auf dem Weg an den Ozean.
Einen Parkplatz finden wir in direkter Nähe zum Hafen von Essaouira und uns steigt der alles durchdringende Geruch von Fisch in die Nasen. Wie echte Orientierungsprofis laufen wir durch die Gassen und stehen schließlich vor unserem Riad für die nächsten zwei Nächte.
Begrüßung im Riad – Soviel wie Rainer weiß hier keiner
Britta, eine Hamburgerin betreibt das “Imik Imik” . Sie selbst ist leider nicht anwesend und somit begrüßt uns ein weiterer Gast namens Rainer. Er stellt sich als hervorragender Ersatzgastgeber heraus. Er zeigt uns nicht nur das gesamte riesige Riad samt wunderschöner Dachterrasse, sondern gibt uns auch einige gute Ratschläge für die Stadt und Marokko allgemein auf den Weg.
Momentan hat er zwei Wochen Urlaub zwischen zwei Enduro-Trips, die er regelmäßig in Marokko, Deutschland, Polen und wo überall die Gäste Lust haben veranstaltet . Wir merken ihm an, dass er viel gereist ist. Er ist sehr weltoffen, tiefgründig und überaus herzlich. Wir tauschen Kontaktadressen aus und haben nun eine Einladung nach Schwerin, seinen Hauptwohnsitz, die wir gerne einlösen werden.
Erkundung der Stadt
Wir machen uns auf die Suche nach etwas zu essen und werden auf einem großen Platz fündig. Das Paradies tut sich vor uns auf. Wir sind plötzlich von “Vegan Food” Schildern umgeben. Schauen kurz auf eine Karte und lassen uns nieder. Das Essen war wie immer fantastisch und eine echte Abwechslung zur Tajine Legumes.
Wir setzen unsere Erkundung fort und Alex findet seinen Sonnenuntergangsspot. Ausgerechnet dort, wo der Strand übersäht ist von Fischkadavern und Mövenkacke. Mir kommt fast das Essen wieder hoch, aber nach einigem Murren folge ich ihm auf die Steinmauer. Auf Fischgeruch konnte ich schon immer gut verzichten. Das muss Liebe sein.
Mit dem Versprechen, hier am nächsten Abend nicht nochmal hinzumüssen, harre ich aus. Wir versuchen ein gutes Portrait zu schießen. Leider muss jeder einzeln posieren, da es zusammen auf den Steinen nicht möglich ist. Am Abend im Riad dann der Schreck. Das zusammengefügte Bild aus uns beiden sieht blöd aus. Mehr ist nicht rauszuholen und wir müssen es wiederholen am nächsten Abend. Da mir Alex versprochen hat, dass ich nicht nochmal auf die Ekelsteine muss, suchen wir einen anderen ähnlichen Spot. Das Ergebnis seht ihr hier.
Katzen und Verhandlungsgeschick
Am nächsten Tag schlendern wir erneut durch die Stadt. Mir fällt auf, dass alle Katzen ein kupiertes Ohr haben. Im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass dies ein Zeichen für die stattgefundene Sterilisation ist.
Des Weiteren üben wir uns im Verhandlungsgeschick und kaufen schließlich Gewürze, eine kleine Tajine und nach Sandelholz duftende Seife. Der Verkäufer will uns nach Abschluss des Verkaufs auf einen Kiffabend mit seinen Freunden einladen. Wir lehnen dankend ab. Obwohl es auch eine Großstadt ist, herrscht in Essouira ein ganz anderes Flair als in Marrakesch. Alles scheint hier noch etwas entspannter vor sich zu gehen.
Rückkehr nach Marrakesch – der Ledermarkt
Am nächsten Morgen kehren wir nach Marrakesch zurück und verabschieden uns von unserem Mietwagen. Am Nachmittag laufen wir durch die Souks und werden von einem Verkäufer zum Ledermarkt geschickt. Auf dem Weg dahin übergibt er uns an einen weiteren Mann, der uns den Rest des Weges zeigt. Es sei ganz exklusiv heute Ledermarkt. Wir hätten großes Glück, dass ausgerechnet jetzt die Gerber ihr Handwerk verrichten. Im Nachhinein glaube ich, dass man das hier jedem Touri erzählt.
Am Ledermarkt angekommen, werden wir einem dritten Mann übergeben, der uns ungefragt eine fünf minütige Tour durch den Lederbereich gibt. Danach schickt er uns zum Verkaufsladen gegenüber der Straße. Dort kommen wir nach kurzem Umschauen wieder raus. Nun möchte der selbsternannte “Guide” seine Bezahlung für die Tour haben. 100 Dirham verlangt er. Für Mohammed und seine 3 stündige Tour haben wir mit Trinkgeld 50 Dirham bezahlt. Wir geben ihm zu verstehen, dass sein Preis völlig überzogen ist. Er wird ziemlich böse, aber wir bleiben dabei und ziehen von dannen.
Einen Vorfall dieser Art hatte es auf der gesamten Reise noch nicht gegeben. Und von einem einzigen garstigen Marokkaner lassen wir uns nun nicht gleich die Laune verderben.
Abschied aus Marokko
Nach 15 ereignisreichen Tagen wird es Zeit, sich aus Marokko zu verabschieden. Wir sind voller Dankbarkeit für eine wunderbare Zeit, einprägsame Erinnerungen und liebe Menschen. Herzlichkeit wird hier groß geschrieben. Die meisten Menschen haben hier, gemessen an unserem Standard, nicht viel. Und doch sind sie reich. Reich an Nächstenliebe, Freundlichkeit und Offenheit für Jedermann. Das wird definitiv nicht unser letzter Besuch in Marokko gewesen sein. Alles in allem waren wir von der Reise und der Organisation durch Marokko Erleben wirklich begeistert und können diesen Reiseveranstalter sehr guten Gewissens weiterempfehlen.
Letztes Update am 24/09/2020 durch Alex