Als Zhiyun den Weebill Lab Gimbal auf der photokina in Köln vorgestellt hat, hatte ich direkt dieses HABEN wollen Gefühl. In meinem Zhiyun Weebill Lab Erfahrungsbericht gibt es jetzt aber 7 Gründe, warum ich den Gimbal nach 2 Monaten doch wieder zurück gegeben hab.
Inhaltsverzeichnis
Der menschliche Gimbal
Wer meine Azoren Artikel oder den Paris Bericht gelesen hat, hat gesehen, dass ich auf Reisen ganz gerne Filme mache. Auch wenn Adrian mich immer als menschliches Gimbal bezeichnet, kommt meine ruhige Hand doch auch an ihre Grenzen.
Insbesondere wenn die Bildqualität besser sein soll als das Smartphone. Immerhin habe ich mir die Sony a6500 gerade auch wegen ihrer guten Filmeigenschaften geholt. Auch möchte ich zukünftig mehr auf YouTube machen und da macht so ein Gimbal schon einigen Sinn.
Zhiyun Smooth 4 Smartphone Gimbal für den Anfang
Nachdem ich den Zhiyun Smooth 4 Smartphone Gimbal einige Zeit in Besitz hatte, sollte es jetzt ein großer Gimbal werden, der ein paar Kilogramm mehr tragen kann. Und da war auch schon genau meine erste Herausforderung.
Alle Gimbals waren riesen groß und nur bedingt für das Handgepäck geeignet. Auch das ständige kalibrieren und neu einstellen schien mir sehr umständlich zu sein.
Zhiyun Weebill Lab – der beste Reise-Gimbal
Dann stellte aber Zhiyun den Weebill Lab auf der photokina in Köln vor und ich war direkt Feuer und Flamme. Er schien alles zu können, was ich von einem Gimbal wollte:
- Bis zu 3kg Traglast – ideal für spiegellose Kameras
- wirklich super klein – dank einzigartiger Ergonomie
- Achsen können zum kalibrieren und transportieren eingerastet werden
- Eine Achse blockt nicht das Display – man kann was sehen beim Filmen
Du merkst schon, dieser Erfahrungsbericht ist nicht unbedingt eine Tech-Review. Ich habe mich eher auf die tägliche Nutzung und Handhabung konzentriert. Dennoch, all diese Punkte machen den Zhiyun Weebill Lab auch jetzt noch für mich absolut konkurrenzlos.
Genutzt habe ich Ihn fast ausschließlich mit meiner Sony a6500, dem Sigma 16mm f1.4 C oder dem Sony 18-105 f4 und dann das Rode VideoMicro über den Hot-Shoe der Kamera. Hier bekommt Ihr auch einen Blick in meinen gesamten Kamera-Rucksack. Lange habe ich nachgedacht, ob ich mit den Bugs leben kann.
7 Gründe warum der Zhiyun Weebill Lab für mich nicht funktioniert
Wenn man das oben alles so liest, merkt man, dass ich eigentlich ganz zufrieden mit dem Gimbal war. Zhiyun hat auch vieles richtig gemacht und ein gutes Gespür für den Markt und die Zielgruppe gehabt. Auch auf YouTube hypen viele den Gimbal als DIE Lösung. Aber warum habe ich ihn jetzt doch wieder zurückgeschickt? Hier jetzt mein Erfahrungsbericht nach 2 monatiger Nutzung.
1. Die App
Da ich Android User bin, kann ich nur von der ZY Play App aus dem Google Play Store sprechen. Schon beim Zhiyun Smooth 4 war die Bedienung sehr hakelig und es funktionierten nicht alle Funktionen. [Motion] Timelapse, Panorama und Motion Panorame produzierten auf dem Smartphone Gimbal schon seltsame Bilder und auch mit dem Weebill Lab wurde es nicht besser.
Das Bild der Sony a6500 wurde einfach nicht übertragen und viele andere Einstellung wie Shift/ Tilt hatten sehr lange Reaktionszeiten. Zoom über das Drehrad war auch nicht möglich und von der angepriesenen Bild/ Video Übertragung fange ich gar nicht erst an. Ich war auch nicht alleine. Die Reviews im Play Store sprechen da für sich. Die App Updates machten es nur noch schlimmer aber dazu gleich mehr.
2. Der Gimbal geht manchmal einfach aus
Dieses Problem hatte ich nicht nur einmal und ich konnte es nie richtig reproduzieren. Manchmal wenn ich zwischen den Modi gewechselt bin, manchmal wenn ich von Selfie-Mode auf Normal – Modus gesprungen bin oder auch einfach mitten in einem Shot hat der Zhiyun Weebill Lab einfach mit der Stabilisierung aufgehört.
Kein Signal, kein piepen kein nichts. Das Display leuchtete aber kein Funktion war mehr möglich und die Motoren waren aus. Gerade bei einem bezahlten Shoot super peinlich. Ganz zu schweigen, das die Szene dann nochmal gedreht werden muss.
3. Keine Updates über Kabel – nur über die App
Als dann endlich das Update für den Weebill Lab auf v 1.85 raus kam, hoffte ich, dass endlich ein paar Fehler behoben werden würden. Aber Fehlanzeige. Ich konnte nicht mal das Gimbal updaten, da es nur via App möglich war und diese verweigerte die Verbindung.
Der Zhiyun Smooth 4 konnte wenigstens noch per Kabel am PC aktualisiert werden aber der Weebill Lab wird gar nicht erst am PC erkannt. In der App brach die Installation dann auch einfach ab. Ich habe das Gefühl, das Huawei und Zhiyun hier einfach nicht harmonieren. Die meisten Videos auf Youtube nutzen die Apple iPhones und da scheint die App stabiler zu laufen.
4. Einstellungen ändern sich sehr leicht beim Filmen
Generell finde ich das Handling des Gimbals ja gut. Auch die Form eines Pistolengriffs finde ich sehr ergonomisch und man spart viel Platz, da die Akkus nicht im Griff verbaut werden müssen. Das Funktionsrad ist nur sehr unglücklich an der Auflagefläche des Handballens platziert.
Dadurch passiert es sehr schnell, dass man einige Einstellungen der Kamera verstellt. Bei mir ist es einige Male so vorgekommen, dass plötzlich die ISO oder die Blende verstellt war. Sehr ärgerlich wenn das Bild dann kaum zu erkennen ist, weil ISO 512.000 eingestellt ist und man es durch die “fantastischen” Displays von Sony zu spät bemerkt.
5. Schwere Objektive behindern die Tilt Funktion
Größere und demnach schwerere Objektive sind gar nicht so einfach auszutarieren. Wenn der Schwerpunkt der Kamera sehr weit vorne liegt, muss man mit der Basisplatte ein gutes Stück zurück um die Waage zu halten. Dann kann es aber passieren, das der Radius der Tilt-Bewegung (Hoch/Runter) durch den Motorarm eingeschränkt wird. Auch das Display kann man dann nur noch bedingt ausklappen und ablesen. Letzteres ist aber wieder ein Sony Problem.
6. Akku Deckel nur mit Gewalt zu öffnen
Dieses Problem hat mich wirklich am meisten genervt und bisher habe ich noch niemanden darüber reden oder schreiben gehört. Vielleicht hatte ich auch einfach nur ein Montag-Morgen-Modell beim Zhiyun Weebill Lab erwischt. Die Akkus waren tatsächlich ein paar Millimeter zu groß für das Batteriefach. Wenn man den zweiten Akku eingelegt hatte, sprang der erste immer ein paar Millimeter wieder raus.
Wenn man dann den Deckel wieder zuschieben wollte war immer ein ca 1 cm Spalt sichtbar oder ich musste mit ganz viel Kraft die Akkus reinpressen und dann schnell den Deckel drauf drücken. Dann bekam man den Deckel aber nur mit ganz viel Gegendruck wieder runter und ich hatte immer das Gefühl, ich zerbreche den Gimbal gleich. Super nervig.
7. Weniger genutzt als ich für den Preis sollte
Gerade weill der Akku-Wechsel so ein Balance-Akt war und ich mich nie zu 100% auf den Weebill Lab verlassen konnte, bleibt er jetzt an, ist wieder irgendwas verstellt, blieb er halt doch öfter in der Tasche und wurde nicht genutzt.
Aber ganz ehrlich, dafür war mir der Zhiyun Weebill Lab einfach zu teuer. Wenn ich schon €650,- ausgebe, will ich es auch uneingeschränkt nutzen. Am Ende des Tages hat der Gimbal mich persönlich aber mehr genervt als das er mir Freude gemacht hat.
Fazit
Der Zhiyun Weebill Lab ist kein schlechter Gimbal. Gerade auf Reisen oder auch zum Vloggen finde ich ihn gut. Aber halt noch nicht super. Für den Preis habe ich dann doch ein paar höhere Erwartungen.
Gimbals sind eine tolle Sache und ich werde den Markt weiter sehr stark beobachten. Vielleicht wird der Weebill Lab 2 (Plus) ja dann mein neuer täglicher Begleiter und ich kann einen etwas positiveren Erfahrungsbericht schreiben. Bis dahin hat Zhiyun ja noch ein wenig Zeit, die kleinen Kinderkrankheiten auszumerzen. Ich wäre jedenfalls gerne wieder ein Kunde.
Wenn Ihr sonst noch Tipps oder Produktempfehlungen für mich habt, lasst es mich gerne unten in den Kommentaren wissen. Auch ob ihr die gleichen Schwierigkeiten mit dem Gimbal hattet interessieren mich brennend.
Letztes Update am 20/09/2020 durch Alex